Das flüssige Gold der Zukunft
OLIVENÖL & OLIVEN AUS ALBANIEN
Olivenöl oder das „flüssige Gold“, wie es von Homer, dem ersten griechischen Dichter, genannt wurde, ist der wertvollste Bestandteil der mediterranen Ernährung. Bei qualitativ hochwertigem Olivenöl denkt man in erster Linie an Produkte aus Spanien, Italien und Griechenland. Doch warum sollte man sich nicht mal auf dem albanischen Markt umsehen?
Jährlich werden weltweit etwa 3 Millionen Tonnen Olivenöl produziert. Das ist eine gewaltige Menge. Zum Vergleich: Jedes Jahr fällt in Europa gewichtsmäßig die gleiche Größe an Altreifen an. Tendenz steigend (gleichermaßen bei Altreifen und Olivenöl), da immer mehr Verbraucher das gesundheitlich sehr wertvolle Öl für die Speisezubereitung entdecken.
Der Olivenbaum, oder auch Ölbaum, ist ein knorriger Baum namens „Olea Europea“, der seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. kultiviert wird (manche Quellen nennen sogar das 8. Jahrtausend v. Chr.). Seine Heimat ist der Mittelmeerraum, der nahe Osten und sogar Südafrika. Überall dort, wo er sonst noch wächst, wie beispielsweise in Kalifornien oder dem nördlichen Südamerika, wurde er durch den Menschen hingebracht. Der Anbau in nördlichen Breitengraden ist durch klimatische Bedingungen kaum erfolgreich. Der Olivenbaum kann große Hitze und Trockenheit vertragen, Frost und ausdauernde Nässe bekommen ihm nicht. (Daher ist bei uns auch die Topfkultur ziemlich schwierig.)
Der immergrüne Baum mit seinen lanzettenartigen, silbrig-grau-grünen Blättern wächst sehr, sehr langsam und erreicht maximal eine Höhe von 20 Metern. Er kann auch sehr, sehr alt werden. In Montenegro beispielsweise steht in der Nähe von Bar ein prächtiges Exemplar, es ist über 2.240 Jahre alt. Auf Kreta soll es sogar ein 4.000 Jahre altes Unikat geben. Albanische Quellen dokumentieren einen 3.000 Jahre alte Riesen in Tujan bei Tirana, der immer noch Früchte trägt. Und über 10% der albanischen Olivenbäume sollen angeblich über 1.000 Jahre alt sein, ein Exemplar wächst im Dorf Gjonëm bei Laç.
Von der Pflanzung bis zur ersten Ernte vergehen meist 7 Jahre, nach 20 Jahren erst trägt der Olivenbaum im Zweijahresrhythmus die optimale Menge an Früchten. Durch regelmäßigen Schnitt wird das Gewächs buschiger, somit kann die Ernte erhöht werden. Die kleineren Olivenbaum-Exemplare tragen mehr Früchte.
Aus einer Blüte entsteht meist in Selbstbefruchtung eine Steinfrucht, die unreife Olive ist grün, die reife Frucht violett, braun oder schwarz. Roh ist die Olive wegen ihres Bittergehaltes, der allerdings sehr gesund ist, bitteres Olivenöl stellt keinen Qualitätsmangel dar, ungenießbar. Um eine essbare Olive zu erhalten, muss sie über etliche Wochen mit täglichem Wechsel gewässert werden. Eine Vermehrung durch Kerne ist nicht erfolgreich, sie erfolgt durch Stecklinge, diese brauchen allerdings lange für eine erfolgreiche Bewurzelung. Apropos Wurzeln: die eines erwachsenen Baumes reichen bei lockerem Boden bis zu 7 Meter in die Tiefe.
Der Ölbaum ist neben Weizen und Trauben auf jeden Fall eine der drei wichtigsten Nahrungspflanzen im Mittelmeerraum. Der November ist der beste Monat für die Ernte von Oliven in Albanien.

Es gibt drei Arten von Olivenöl: pures, natives (heißt soviel wie unverfälscht) Olivenöl (vergine) und extra natives Öl. Reines Olivenöl ist von geringerer Qualität, mit einer helleren Farbe, einem neutraleren Geschmack und einem Ölsäuregehalt von 3 - 4 %. Natives Olivenöl darf maximal einen Säuregehalt von 2% besitzen. Dagegen gilt natives Olivenöl mit dem Qualitätsmerkmal „extra“ aufgrund seines unverwechselbaren Geschmacks als das beste für den Verzehr, der Fettsäuregehalt darf 0,8 % nicht überschreiten, es ist daher auch das teuerste Olivenöl. Dass gutes Olivenöl nativ und kaltgepresst sein soll, versteht sich somit von selbst. Also aus naturbelassenen Früchten und nicht über 27° weiterverarbeitet. Dazu werden reife Oliven unmittelbar nach der Ernte mitsamt Kernen, auch darin sind bis zu 27% wertvolle Öle enthalten, gemahlen. Dann wird das Öl von den festen Bestandteilen durch Pressen oder Zentrifugieren getrennt. Wobei nur 60% der Qualität von der Frucht selbst abhängen, 20% entfallen auf die Weiterverarbeitung, weitere 20% auf die Lagerung.
Spanien ist der größte Olivenölproduzent, gefolgt von Italien und Griechenland. Das heißt aber nicht automatisch, dass aus Spanien auch das beste Öl kommt. Das ideale Klima für den Reifeprozess der Frucht hat Griechenland. Das Land hat die meisten Sonnenstunden im Jahr, somit ist die Qualität des griechischen Öls als ziemlich hoch anzusiedeln. Das aber ist natürlich Geschmackssache. Und so manches italienisches Olivenöl kommt tatsächlich aus Spanien.
Die Olivenkultur in Albanien hat eine lange Tradition und die Olivenölproduktion nimmt einen immer größer werdenden wirtschaftlichen Stellenwert ein. Inzwischen gibt es an die 11 bis 12 Millionen Olivenbäume im Land, 1,3 Millionen davon sind mehrere 100 Jahre alt. Die Zahl der Bäume hat in den letzten Jahren enorm zugenommen, dennoch besitzt das Land im Vergleich zu anderen Mittelmeerländern noch die geringste Anzahl an Bäumen pro Kopf. Zum Vergleich: in Griechenland wachsen etwa 120 Millionen Ölbäume.
Insgesamt gibt es in Albanien 28 Sorten Oliven, die meisten sind heimisch, es wurden aber auch erfolgreich ertragreiche Spezien aus Italien und Griechenland angesiedelt. Weltweit gibt es an die 1.000 Sorten.
Bezüglich der Verbraucherstudien gehen die Statistiken weit auseinander. Benennen die einen Quellen 100.000 Tonnen Oliven und 20.000 Tonnen Öl, sprechen andere nur von ca. 55.000 Tonnen Früchten und 7.000 Tonnen Öl. Erstere dürfte zutreffender sein, denn der Olivenölverbrauch pro Kopf in Albanien beträgt inzwischen an die 7 Liter im Jahr. Die Differenzmenge wird aus Italien und Griechenland importiert. Diese Importe von Olivenöl dominieren in Albanien mit einem Anteil von 70 % gegenüber 30 % bei den Exporten. Exportprodukte gelangen hauptsächlich in die USA, Schweiz und nach China. Die chinesische Eigenproduktion dürfte sich nach der Lieferung von ca. 1.500 Setzlingen in den 1970er-Jahren, zu der Zeit als Hoxha mit Mao kooperierte, nicht als erfolgreich erwiesen haben.
Liegt der Pro-Kopf-Verbrauch in Albanien bei Flüssigware eher im unteren Bereich, der Italiener verbraucht im Vergleich etwa 60 Liter pro Kopf und Jahr, gilt der Albaner als Weltmeister im Konsum von Tafeloliven. 10 kg sollen es sein, der Spanier hingegen verzehrt nur etwa 3,5 kg. Die 30.000 Tonnen der Ölfrucht in Snack-Form werden in Statistiken separat aufgeführt.
Zu wenige sind es so oder so. Kurzfristig soll der Bestand verdoppelt werden. In der Hafenstadt Vlorë gibt es hierzu ein eigenes Zentrum für Agrartechnologie mit ultramodernen Gewächshäusern, in denen das notwendige Equipment für eine schnelle Produktion der 500.000 Setzlinge pro Jahr sorgt. Diese Ableger werden von der albanischen Regierung subventioniert und kostenlos an Landwirte verteilt. Das Zentrum fördert zudem den Schutz und die Verbreitung der heimischen Sorten, hierzu werden eigens Forscher beschäftigt. Mit diesen Voraussetzungen ist Albanien auf dem besten Weg, eines der Top-Länder für Olivenöl zu werden.
Der Anbau von Oliven und deren Ernte geschieht hauptsächlich in Familienbetrieben. Dann gibt es an die 450 Fabriken für die Verarbeitung von Olivenöl, 90 % dieser Firmen arbeiten für Dritte, was bedeutet, dass sie die Oliven verarbeiten, die der Landwirt gegen eine Gebühr zu ihnen bringt. Anschließend nimmt er das fertige Produkt und verwendet es für seinen Verbrauch oder bringt es auf den Markt. Auf diese Weise gelangt der Großteil des in Albanien produzierten Olivenöls direkt vom Bauern zum Verbraucher. Die anderen 10% arbeiten nicht für die Bauern sondern kreieren ihre eigene Marke.
Die Produktion von Olivenöl variiert je nach Klimaveränderungen. In einem Jahr könnten es 8 kg pro Baum sein, und in einem anderen Jahr könnte es das Doppelte des Gewichts sein, da die Erntemenge stark an Wetter, Regen und Klimaveränderungen gebunden ist. Tirana, Durrës, Vlorë, Berat und Sarandë sind die Bezirke mit der größten Olivenölproduktion des Landes.
Konsumfertiges Olivenöl ist in jedem Geschäft erhältlich, doch in vielen Fällen bekommt man nicht die auf der Flasche angegebene Qualität. Qualitativ hochwertige Produkte kauft man am besten direkt in den verarbeitenden Betrieben - oder eben auf dem Markt. Eine dieser Produktionsstätten, sogar mit nationalen und internationalen Auszeichnungen, ist die Olivenölfabrik der Familie Gjikondi in Qeparo an der Rivieraküste. Der moderne Betrieb kann sogar besichtigt werden.
Hier eine kleine Auswahl an guten Olivenölfabriken in Albanien (auch Stichwortsuche auf google maps: "vaj ulliri"):
Fam. Gjikondi, Qeparo, www.gjikondi-oliveoilfactory.com, Tel: +1 416 569 4574, info@gjikondi-oliveoilfactory.com, direkt an der SH8 (40°03'23.9"N 19°49'06.2"E)
Kompania Musaj Olive Oil, Skrofotine, Vlorë, +355 69 22 94 213, www.musaioliveoil.com, info@musaioliveoil.com (40°34'32.3"N 19°28'23.8"E)
Kantina Kallmeti, Kallmet/Lezha, +355 68 20 35 892, www.kantinakallmeti.com, kallmetwine@yahoo.com (41°51'15.5"N 19°41'39.3"E)
"TRE MIQTE" in Ndroq, SH56, +355 67 205 8255, www.facebook.com/Fabrika-e-vajit-te-ulliritTRE-MIQTENdroq-695819553770093/ (41°15'46.2"N 19°40'00.8"E)
Im Zusatzdatendownload unseres Albanien Tourenbuches für Wohnmobile und Pkw gibts eine Google Maps-Karte mit über 40 albanischen Olivenölfabriken!